Trotz besserem Wirkungsgrad – Warum ein generelles Zulassungsverbot für Verbrenner folgenschwer ist

Celle. Jede Medaille hat zwei Seiten. E-Autos sind, abgesehen von der Batterie, simpler als Verbrenner und benötigen keine (wesentlichen) Warm- und Kaltfahrphasen. Verbrenner auf der anderen Seite sind in der Regel unabhängiger und in der Lage, durchgehend ihre volle Leistung zu bringen. So gibt es aktuell die Möglichkeit, die Antriebstechnologie anforderungsgerecht zu wählen. Doch bei einem pauschalen Verbrennerverbot ohne E-Fuels ist dies nicht mehr möglich.

Unbestritten ist, dass der Gesamt-Wirkungsgrad, vom Strom bis zur Bewegung des Kraftfahrzeuges, eines E-Autos um Größenordnungen besser ist als der von E-Fuel Verbrenner. Gleiches gilt aber, auch wenn nicht ganz so deutlich, für Wasserstoff im Vergleich zu E-Autos. Ob der Wirkungsgrad in der gesamten Wertschöpfungskette der einen oder der anderen Technologie besser oder schlechter ist, ist angesichts der Komplexität, unterschiedlicher Fertigungsverfahren und Berechnungsmethoden schwer zu beurteilen und das Ergebnis meist vom Auftraggeber der Studie abhängig.

Der Wirkungsgrad darf aber nur ein Teil bei der Beurteilung des Verbrennerverbots sein, auch in Hinblick auf die Möglichkeit in Gegenden mit viel Stromangebot zu produzieren.

Ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren und damit der Ausschluss von E-Fuels entzieht diesen einen Teil der Zukunftsaussichten, wodurch dem Sektor Kapital und damit ein Innovationshelfer fehlt.

Angesichts der im Schnitt immer älter werdenden Fahrzeugbestände in Deutschland benötigt es Zukunftsperspektiven für Bestandsverbrenner, deren klimafreundlicher Betrieb essenziell von der Verfügbarkeit von E-Fuels abhängt. Ein Bremsen der E-Fuel Brache bedroht angesichts aktueller Entwicklungen in Emissionsfragen in dieser Hinsicht einen großen Teil des zukünftigen Altbestandes von Fahrzeugen. Ein vorzeitiges Abwracken oder Ostverschieben kann nicht die Lösung sein.

Abgesehen von diesen Einflüssen hätte ein generelles Verbrennerverbot auch Auswirkungen auf den E-Auto Markt, müssen sich E-Autos aktuell nicht nur im technologischen, sondern auch im finanziellen Vergleich zu Verbrennermodellen behaupten. Was passiert, wenn dem nicht so ist, kann man bereits erahnen. Aufgrund der aktuell hohen Nachfrage besteht für einige E-Automodelle keine Notwendigkeit mehr, diesem Vergleich zu Verbrennermodellen standzuhalten, was in der Vergangenheit zu Preissteigerungen von 7.000€ und sogar 10.000€ über Nacht geführt hat. Ein genereller Wegfall dieses „Preiserdungsvergleichs“ dürfte den Trend langfristig verstärken.

Letztendlich sehen wir auch soziale Probleme mit einem derartigen Verbot einhergehen. Auch wenn gerne behauptet, ist uneingeschränkte Mobilität ohne Auto nur partiell möglich. Und während der E-Autobetrieb bei eigener Garage und viel Kapital kein Problem darstellt, sieht dies für Bewohner von Mietshäusern ohne festen Stellplatz anders aus. Erkennbar geworden am Spritpreis der letzten Monate: Alternativen beleben den Markt.

Deshalb: Hören wir auf, diese folgenschweren Entscheidungen ohne Sachverstand zu treffen und machen wir Klimaschutz sozialverträglich.